Projekt in Kenia, Nariokotome

Krankenstation

Unser Hilfsprojekt in Kenia / Nariokotome - im Turkanagebiet am Turkana-See

    Im äußersten Norden Kenias am Turkana-See wird die Arbeit von Missionaren unterstützt, die den dort lebenden Nomaden neben anderen Hilfen mit einer Klinik in Nariokotome, vier Ambulanzen und einer mobilen Krankenstation ein Mindestmaß an Gesundheitsversorgung bieten.


    In der Turkana ist die Landwirtschaft, die nur durch Bewässerung möglich ist, immer noch das größte Problem. Deshalb ist die Versorgung mit Wasser eine besonders wichtige Aufgabe der Hilfe.

Projektverantwortliche:

Helga Koeppe (Deutschland)

Schwester Scholastica Wamalwa MCSPA (Kenia)

Stand April 2022

Die Stiftung Christophorus-Hilfswerk arbeitet seit 2008 im Norden Kenias am Turkana-See mit Pater Avelino Bassols MCSPA von der Missionsgemeinschaft des Apostels Paulus (Missionary Community of Saint Paul the Apostle) zusammen. Wir kennen Pater Avelino persönlich, eines seiner wichtigsten Anliegen ist die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung.


Pater Avelino ist nicht nur Priester, sondern auch zusammen mit seinen Mitarbeitern der wichtigste Entwicklungshelfer in dieser Region. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert versucht er die Lebensbedingungen der Nomaden in der Halbwüste Turkanas zu verbessern, damit sie in ihrer bescheidenen Heimat auch heute noch leben können.


Im Sommer 2019 hat er die Verantwortung für die Arbeit in Kenia an seine Nachfolgerin Schwester Scholastica Wamalwa und ihre Mitarbeiterinnen Eleni Tsegaw und Lillian übergeben und ist nun im Südsudan im Einsatz. Vorher hat er uns aber noch einmal einen Bericht über seine Arbeit in Kenia zugesandt.

Hier ein Auszug aus seinem Brief:

    Für die Nomaden und Halbnomaden haben wir Kindergärten und Nomadenschulen aufgebaut. Wichtig bei den Nomadenschulen ist die gesundheitliche Betreuung. Das ist sehr notwendig in einem Gebiet, in dem besonders die Kinder unter chronischer Unterernährung leiden. So wurde als erstes ein Gesundheitsprojekt auf den Weg gebracht. Mit der mobilen Einheit der Krankenstation Nariokotome werden alle Nomadenschulen regelmäßig besucht, das Gewicht der Kinder wird kontrolliert, Mütter werden in Hygiene und Ernährung der Kinder geschult, und auch einzelne Krankheitsfälle bei Erwachsenen, z.B. Malaria, Augenentzündungen und Hautkrank-heiten geheilt. Notfälle werden in das nächste Krankenhaus gebracht und es wird auch dafür gesorgt, dass sie dort behandelt oder im Notfall operiert werden.


    Neben Schule und Gesundheit ist aber das wichtigste in den Kindergärten und Nomadenschulen, dass alle Kinder genug zu essen bekommen.

    Besonders bei Kindern im Wachstumsalter ist eine ausgewogene Ernährung sehr wichtig für ihre gesamte Entwicklung. Da wir aber nicht immer Nahrungsmittel von auswärts einführen können, haben wir versucht, in jedem Kindergarten einen Gemüsegarten anzulegen und einen Schulungsgarten, um besonders den Frauen zu zeigen, wie man Gemüse anbauen kann. Wir haben am Westufer vom Turkanasee eine Entsalzungsanlage gebaut, mit der inzwischen 12 Gärten bewässert werden. Das ganze Jahr über können dort die Frauen Gemüse anpflanzen, sowohl für ihren eigenen Unterhalt, wie zum Verkauf auf dem lokalen Markt, während die Männer weiter zum Fischen auf den See fahren.  Die Entsalzungsanlage in Nariokotome-Anam war so ein Erfolg, dass wir in diesem Jahr versuchen wollen, eine zweite Anlage zu bekommen. Mit dem Abwasser aus der Entsalzung züchten wir zugleich, Spirulina Algen, die sehr gesund sind und mit jedem Essen gemischt werden können.



    Pater Avelino Bassols MCSPA

Zum Gesundheitsprojekt der "Nariokotome Catholic Mission" im Turkanagebiet gehören mittlerweile eine zentrale Ambulanz und Klinik in Nariokotome sowie drei Satelliten-Ambulanzen und zwei mobile Krankenstationen.

Unterwegs mit der mobilen Einheit der Krankenstation Nariokotome / Aufklärungsarbeit

Warten auf die Behandlung im Gesundheitszentrum in Nariokotome (Klinik und Zentralambulanz)

Eine tapfere Patientin und ein Frühchen

Als 2011 nach einer Trockenzeit von 18 Monaten eine Hungersnot drohte, bat uns Pater Avelino um Unterstützung, um besonders für Familien mit Kindern Nahrungsmittel kaufen und verteilen zu können. Dies war für Pater Avelino Anlass, Aufgaben in Angriff zu nehmen, die in Zukunft beitragen könnten, derartige Notlagen zu vermeiden. Eine dieser Aktionen war, zusammen mit den Halbnomaden Fischerboote zu bauen, damit diese durch Fischfang eine Einnahmequelle haben. Die Stiftung Christophorus Hilfswerk hat 2012 und 2013 den Bau von Fischerbooten finanziert, die bis heute dazu beitragen, dass Fischer ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können, denn Fische aus dem Turkana-See sind in Kenia geschätzt.


Obwohl Pater Avelino jetzt im Südsudan arbeitet, gehen alle Projekte in der Turkana mit seinen bewährten Mitarbeiterinnen - mit Scholastica, Eleni und Lillian - weiter. Und wie er es gewünscht hat, unterstützt die Stiftung Christophorus-Hilfswerk weiterhin das Gesundheitsprojekt.

In der Turkana ist immer noch das größte Problem die Landwirtschaft, die keine ausreichende Ernährung für die Bevölkerung und damit für deren Gesundheit gewährleistet. Besonders Kinder leiden unter chronischer Unterernährung. Landwirtschaft ist im Turkanagebiet nur möglich durch Bewässerung. Deshalb ist die Freude groß über die neuen Wasserstellen, die von zwei Brunnenbohrungen gespeist werden.


Über diese neuen Wasserstellen informierte uns Eleni Tsegaw in ihrem Bericht vom März 2021, der hier in Auszügen wiedergegeben ist:

Fließendes Wasser im Turkanagebiet in Kenia

Nariokotome Catholic Mission


Wasser ist die Basis für das Überleben und die soziale Entwicklung. So ist die Suche nach Wasser wichtig, das für die Menschen (Lebensmittel und Hygiene), die Tierzucht und den Aufbau einer Landwirtschaft verwendet werden kann.


Dank Spendern und Stiftungen wurden in Turkana zwei Brunnen mit einer Tiefe von 120 m und 80 m gebohrt. In der Folge wurden, dank anderer Verbände, Pumpen, Sonnenkollektoren, Wasserstellen und Wassertröge installiert. Aufgrund der Topographie und der Nähe der Dörfer in Nakokalak war es möglich, neun Familien mit einer Wasserleitung und jeweils einer Wasserstelle auszustatten. Die Kosten für die Rohre wurden von den Familien getragen. Außerdem sind eine gemeinsame Quelle und eine gemeinsame Wasserstelle erhalten geblieben.


Diese beiden Brunnen haben sowohl die Ernährung als auch die Hygiene für die Menschen in der Umgebung verbessert. Akai (eine Nutznießerin) hat sich nie vorstellen können, wie sehr sich ihr Leben verändern würde, wenn sie Wasser in ihrem Hof hätte. Für sie war es die Befreiung von 2 täglichen 5 km langen Fußmärschen mit einem gelben 20-Liter-Wasserbehälter auf dem Rücken oder auf dem Kopf. Für Akai und Ihre Nachbarn hat ein völlig anderes, ein neues Leben begonnen! Akai freut sich jeden Morgen über das Wasser in Ihrem Hof – ein Geschenk Gottes!


Das reichlich vorhandene und saubere Wasser hat nicht nur die Frauen vom Tragen der Kanister mit Wasser befreit, sondern auch die Erträge und die hygienischen Bedingungen der Tiere gesteigert. Durch die Möglichkeit des Gemüseanbaus wurde ihnen auch eine bessere Zukunft gegeben. Am bewundernswertesten ist es, die Turkana-Gemeinde zum Protagonisten dieser Veränderungen zu machen und ihnen die Verantwortung für die ordnungsgemäße Instandhaltung der Brunnen, die Verteilung des Wassers, die Bewirtschaftung von Land usw. zu überlassen und dabei das Bewusstsein zu schärfen, dass nicht einmal ein Tropfen Wasser verschwendet werden sollte.


Eleni Tsegaw MCSPA

Anfang des Jahres 2022 hat uns Schwester Scholastica Wamalwa ihren Bericht für das Jahr 2021 geschickt, in dem Sie ausführlich über ihre Arbeit in den vier Ambulanzen und in der mobilen Klinik berichtet. Besonders schildert Sie die Probleme, die oft dazu führen, dass eine ambulante Behandlung nicht mehr hilft, und die Patienten in ein Krankenhaus eingewiesen werden müssen, in komplizierten Fälle bis in die Hauptstadt Nairobi.


Hier Auszüge aus ihrem Bericht:

Nariokotome Catholic Mission


Eines der größten Probleme, auf die wir in der Turkana stoßen, ist das Festhalten der Menschen an Traditionen und kulturellen Überzeugungen. Das traditionelle Heilen spielt in der Gemeinschaft immer noch eine sehr wichtige Rolle. Die meisten Familien bringen die Kranken zuerst zu den traditionellen Heilern und kommen erst dann in die Ambulanz, wenn die Situation schlimmer und komplizierter geworden ist. Dies gibt uns nicht genügend Entscheidungs- und Handlungsspielraum, wenn es um eine frühzeitige Diagnose und Behandlung geht, die eine Einweisung in ein Krankenhaus notwendig macht.

Aufgrund der im Gebiet der Turkana üblichen Frühverheiratung werden die meisten jungen Mädchen im Alter von 13 und 14 Jahren an alte Männer verheiratet, und wenn es dann zur ersten Geburt kommt, kommt es immer zu Komplikationen, da ihr Körper noch nicht gut vorbereitet und reif genug ist, um ein Kind zu gebären. Die meisten Notfälle, die wir in den letzten Jahren in Krankenhäuser überwiesen haben, waren Mütter mit Wehen, bei denen es Komplikationen gab.

junge Mutter
Mutter und ihr Kind mit Klumpfüßen

Auch die alarmierende Zunahme von HIV/AIDS in unserer armen Region und die steigende Zahl der Krebserkrankungen gibt Anlass zu großer Sorge. Alle diese Patienten mussten oft mehrmals nach Nairobi reisen, um behandelt zu werden. Im Jahr 2021 wurden von unserer Einrichtung insgesamt 105 Fälle mit dem mobilen Klinikfahrzeug und in einigen besonders kritischen Fällen mit dem Missionsflugzeug nach Nairobi überwiesen. Das ist alles zwar kostspielig, aber dank seiner Verfügbarkeit konnten wir viele Leben retten.


Schwester Scholastica Wamalwa MCSPA

Vorbereitung für einen Krankentransport

Für die Kosten medizinischer Notfälle bittet Schwester Scholastica weiterhin um die Unterstützung durch die Stiftung CHRISTOPHORUS-HILFSWERK.

Helga Koeppe, 19.04.2022

Share by: